Eine Forschungsfeldklassifikation für die deutsche Wissenschaft

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und alle 16 Bundesländer fördern die Erstellung einer interdisziplinären Forschungsfeldklassifikation. Beteiligt an dem Projekt sind neben uns das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung GmbH (DZHW) und das Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. Das ambitionierte Projekt erstellt intellektuell eine Liste an Forschungsfeldern, die es ermöglicht interdisziplinäre Forschung, die quer zu herkömmlichen Fächern liegt, abzubilden.

Eine solche Liste ist immer dann von Nutzen, wenn Abfragen zu Forschungsthemen, der Zugehörigkeit von Wissenschaftler:innen zu diesen Themen oder die Dokumentation wissenschaftlicher Forschung gebraucht wird. Das Forschung zunehmend über Fächergrenzen hinweg geschieht ist nichts neues, jedoch ist eine Abbildung und Verortung interdisziplinärer Forschung derzeit nicht möglich. So können momentan wenig belastbare Zahlen, zum Beispiel zur Anzahl der Forschungsprojekte im Bereich der Künstlichen Intelligenz oder zu der Frage, wie viele Professuren gerade im Bereich Smart City angesiedelt sind, erhoben werden. 

Forschung ist zunehmend interdisziplinär. Die neue Forschungsfeldklassifikation soll dies für Deutschland abbilden. Photo by CHUTTERSNAP on Unsplash

Forschung ist zunehmend interdisziplinär. Die neue Forschungsfeldklassifikation soll dies für Deutschland abbilden. Photo by CHUTTERSNAP on Unsplash

Die erstellte Klassifikation wird in den Kerndatensatz Forschung (KDSF) integriert. Der KDSF bietet eine standardisierte Erfassung von Forschungsinformationen über Einrichtungen und Institutionen hinweg, beispielsweise Angaben zu Forschungsaktivitäten, Drittmitteln und Publikationen. Im Jahr 2016 sprach sich der Wissenschaftsrat in seinen Empfehlungen zur Spezifikation des Kerndatensatz Forschung für die Erstellung einer solchen Forschungsfeldliste aus. Die Forschungsgebiete sollten laut dieser Empfehlung gleichermaßen durch Forschungsfelder in der Liste vertreten sein. Das methodische Vorgehen wurde in dem Papier skizziert und unser Projekt hat im Jahr 2020 begonnen diese Forschungsfeldklassifikation zu erstellen.

Sie basiert auf vorhandenen Listen, die beispielsweise in außeruniversitären Forschungseinrichtungen eingesetzt werden und berücksichtigt aktuelle Forschungsprogramme in der Wissenschaft sowie internationale Klassifikationen. Nach der Erarbeitung einer initialen Forschungsfeldliste wurden Stakeholder:innen aus dem Wissenschaftssystem in einer webbasierten Umfrage konsultiert. Das Feedback wurde genutzt um die finale Version der Klassifikation zu erstellen. Die aus diesem Prozess finalisierte Forschungsfeldklassifikation wird demnächst veröffentlicht und der Wissenschaft zur Verfügung gestellt. Vorschläge zur Einbettung dieser Forschungsfeldklassifikation in die Spezifikationen des Kerndatensatz Forschung sind ebenfalls Teil des Projekts. 

Im nächsten Beitrag erklären wir, wie wir die Forschungsfeldklassifikation entwickelt haben.

Juliane Stiller