6000 Karten mit Trello sortieren

In unserem ersten Blogpost haben wir beschrieben, welchen Nutzen eine interdisziplinäre Forschungsfeldklassifikation für die deutsche Forschung- und Wissenschaftslandschaft bietet. In diesem Blogpost möchten wir erläutern, wie wir Trello als Werkzeug eingesetzt haben, um diese Forschungsfeldklassifikation zu erstellen. 

Zur Erstellung von Dokumentationssprachen (Klassifikationen, Thesauri etc.) bedient man sich in der Regel des sogenannten “Card-Sortings”. Diese Methode, die auch beim Aufbau von Informationsarchitekturen (wie Webseitennavigation) Verwendung findet, ermöglicht es Informationen zu ordnen, zu gruppieren und zu bearbeiten. Im Analogen lässt sich dies z.B. einfach mit Klebezetteln umsetzen, die man an die Wand klebt. Auf diese Weise lassen sich Themenblöcke erstellen, welche dann in der Dokumentationssprache die Klasse bzw. Kategorien bilden und in die dann die jeweiligen Informationen (Unterklassen oder Unterkategorien) gruppiert werden. Im Digitalen gibt es verschiedene Tools auf dem Markt, mit denen Card-Sorting umgesetzt werden kann, jedoch haben alle den Nachteil, dass die große Fläche, nämlich die Wand die man braucht, um die Zettel, die ein Thema umfassen, zu überblicken, fehlt.  

Hier kommt nun Trello als Werkzeug ins Spiel, das es uns ermöglichte, die große Menge an Informationen für die Erstellung der Forschungsfeldklassifikation, zu ordnen, zu gruppieren und zu bearbeiten. 

Trello ist eigentlich ein Tool mit welchem Aufgaben in Projekten verwaltet werden können. Aufgrund seiner leichten Bedienbarkeit und der Drag-und-Drop-Funktion eignet es sich jedoch sehr gut für das Card-Sorting. Trello kam in unserem Forschungsprojekt an zwei Stellen zum Einsatz:

  • bei der Sortierung vorhandener Terme, der Gruppierung dieser in größere Sinnzusammenhänge und der Erarbeitung der initialen Forschungsfeldklassifikation und

  • bei der Einordnung und Verarbeitung des Feedbacks, welches wir auf einzelne Ober- und Unterkategorien in der Klassifikation erhalten haben.

Um die Forschungsfeldklassifikation zu erstellen waren folgende sechs Schritte notwendig:

  1. Sammlung relevanter, schon vorhandener Listen und Forschungsfelder,

  2. Extraktion von Termen, die Forschungsfelder abbilden,

  3. Verschlagwortung aller aktuell laufenden DFG-Sonderforschungsbereiche, Graduiertenschulen und Exzellenzcluster,

  4. Gruppierung der Terme in zusammengehörige Kategorien,

  5. Begutachtung der Kategorien und Zusammenfassung,

  6. Erstellung der initialen Klassifikation.

Insgesamt hatten wir nach den Schritten zwei und drei 5.929 Terme, die es galt in größere Sinnzusammenhänge zu bringen und zu gruppieren. Ursprünglich hatten wir auch daran gedacht ein Card-Sorting durchzuführen. Jedoch hätte das bedeutet, dass wir 5.929 Terme auf Zettel hätten bringen und diese anschließend ordnen und gruppieren müssen. Dies war weder praktikabel noch möglich, da wir durch die Corona-Pandemie auch nicht in der Lage gewesen wären uns persönlich zu treffen, um ein gemeinsames Card-Sorting durchzuführen.   

Screenshot des Trello-Boards zur Sortierung der Terme und Bildung von Gruppierungen in Listen. 

Screenshot des Trello-Boards zur Sortierung der Terme und Bildung von Gruppierungen in Listen. 

Nach der Abwägung sich entsprechende Card-Sorting-Tools anzuschaffen und in diese einzuarbeiten, viele unsere Wahl auf Trello. Dieses Tool ermöglicht es Informationen, in unserem Fall also Terme aus den Listen, zu importieren und auf einfache und intuitive Weise zu ordnen und zu gruppieren. Die Terme, bei Trello sind dies dann die sogenannten “Karten”, können einfach geschoben und mit Informationen angereichert werden. Das digitale Format erlaubt zudem eine gute und einfache Dokumentation des Vorgangs. 

Zwei Personen hatten jeweils ein Board, in welches sie sukzessive Terme als Karten geladen haben. In Trello wurden die Terme anschließend in Listen gruppiert, wobei die Listennamen die Oberkategorien zu den Termen gebildet haben. 

Screenshot vom dritten Board in Trello mit einer groben Festlegung möglicher Unter- und Oberkategorien, Beschreibungen, Beispieltermen und zugehörigen Listen aus den Boards 1 und 2.

Screenshot vom dritten Board in Trello mit einer groben Festlegung möglicher Unter- und Oberkategorien, Beschreibungen, Beispieltermen und zugehörigen Listen aus den Boards 1 und 2.

Nach einer groben Einteilung und Sortierung in den beiden Boards wurden die Listen (welche die Oberkategorien darstellten) in einem dritten Board zusammengeführt. Die Kategorien wurden präzisiert und voneinander abgegrenzt. Neue Kategorien oder Benennungen für diese sind entstanden und Ober- und Unterkategorien wurden erarbeitet, in denen dann jeweils auch auf die Terme aus den ursprünglichen zwei Boards verwiesen wurde. 

Screenshot der Funktion für schnelles Hinzufügen von Karten

Screenshot der Funktion für schnelles Hinzufügen von Karten

Screenshot der erstellten Labels in Trello

Screenshot der erstellten Labels in Trello

 

Unsere Tipps um größere Datenmengen in Trello zu verarbeiten

Importieren von Listen 

Man kann mit Trello sehr schnell bis zu 100 Karten importieren, die aus einer Liste oder einem Dokument kommen. Beim Hinzufügen einer Karte fragt Trello, dann ob man für jede Zeile eine neue Karte erstellen möchte.

Labels in Trello

Die Labels ermöglichen es einzelnen Karten eine weitere Dimension der Ordnung hinzuzufügen. So konnten wir Karten, die Beschreibungen und Beispiele enthielten, kennzeichnen und uns dann z.B. für die die bessere Bearbeitung nur die Karten anzeigen lassen, die ein bestimmtes Label haben.

Im nächsten Blogpost werden wir uns mit über 300 aktuell laufenden Forschungsprojekten in Deutschland befassen, die wir uns für die Erstellung der Forschungsfeldklassifikation näher angeschaut haben. Hier geben wir interessante Einblicke in die geförderte von der DFG geförderte Forschung und stellen unsere Lieblingsprojekte vor.